Psychotherapeut, Psychiater und Psychologe - Was ist der Unterschied?

Fachartikel von Barbara Tröbinger

Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut - diese Begriffe werden häufig vermischt. Wer darf Medikamente, etwa Stimmungsaufheller oder Schlafmittel, verschreiben? Bei wem zahlt die Krankenkasse die Behandlung? Wer darf psychische Erkrankungen diagnostizieren? Wer macht eine ausführliche Diagnostik mit Fragebögen und Tests?

Dieser Artikel beschreibt die wesentlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Berufsgruppen.

Psychotherapeut, Psychiater, Psychologe - Gemeinsamkeiten

  • Alle drei Berufe - Psychotherapeut, Psychiater und Klinischer Psychologe - gehören zu den in Österreich anerkannten Gesundheitsberufen.
  • Alle drei Berufsgruppen sind in Österreich für Heil- und Krankenbehandlung bei psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten anerkannt.
  • Psychiater, Psychotherapeuten und Klinische Psychologen dürfen psychische Erkrankungen diagnostizieren.
  • Alle drei Berufsgruppen unterliegen einer beruflichen Verschwiegenheitspflicht und haben strengen ethischen Vorgaben zu folgen. Diese Vorgaben sind in Ethikrichtlinien geregelt.
  • Psychotherapeuten, Psychologen und Psychiater - sie alle haben eine Fort- und Weiterbildungspflicht. Sie müssen sich also regelmäßig durch den Besuch von Tagungen, Seminaren und durch Literaturstudium über gängige und wirksame Behandlungsmethoden auf dem Laufenden halten. Viele haben spezialisierte Zusatzausbildungen absolviert, zum Beispiel in Traumatherapie (EMDR, Somatic Experiencing, etc.), Kindertherapie, Psychotherapie im Alter, Paartherapie oder in Klinischer Hypnose.

Kostenlose "Therapie auf Krankenschein"?

Für Psychiater gibt es Kassenverträge für Diagnostik und Behandlung. Dann ist die Behandlung für Patienten kostenlos.

Für Psychotherapeuten gibt es Kassenverträge für Behandlung, das heißt auch hier ist die Behandlung kostenlos.

Für Klinische Psychologen gibt es solche Kassenverträge für Diagnostik, im Kinder-/Jugendbereich gibt es für Klinische Psychologen auch Kassenverträge für Behandlung.

Viele niedergelassene Psychotherapeuten, Psychiater und Klinische Psychologen haben keine Kassenverträge ("Kassenplätze"). Allerdings gibt es nach einem Wahlarzt-System für ihre Leistungen einen "Kassenzuschuss", den man sich nach Bezahlung der Rechnung von der Krankenkasse zurückholen kann. Je nach Krankenkasse kann die Höhe des Kassenzuschusses unterschiedlich sein. Auch Zuschüsse durch die Kinder- und Jugendwohlfahrt sind bei Kindern und Jugendlichen möglich. Manchmal gibt es auch andere Kostenerstattungsmöglichkeiten (z.B. nach dem steiermärkischen Behindertengesetz). Zusatzversicherungen für ambulante Leistungen zahlen bei einer Psychotherapie üblicherweise nach Erstattung des Kassenzuschusses den Restbetrag der Therapiekosten. Wenn Sie als Klient diese Möglichkeiten vorab abschätzen wollen, fragen Sie am besten konkret bei der Kontaktaufnahme mit dem Therapeuten, Psychologen oder Psychiater Ihrer Wahl nach.

Psychotherapeut - der "Seelenheiler"

  • Abgeschlossenes 2-jähriges psychotherapeutisches Propädeutikum: Theorie und Praxis in Grundlagen der Psychologie, Psychiatrie, Diagnosestellung, Krisenintervention, Gesundheitsgesetzen und in psychotherapeutischen Theorien und Methoden, sowie Selbsterfahrung und Praktikumssupervision.
  • Abgeschlossenes mind. 4-jähriges psychotherapeutisches Fachspezifikum in einer in Österreich anerkannten Psychotherapiemethode: umfassende Theorie, Einzel- und Gruppenselbsterfahrung, weitere Praktika, Supervision und eigenständige psychotherapeutische Tätigkeit unter Supervision in der jeweils ausgewählten Psychotherapiemethode.
  • Die Psychotherapieausbildung ist in der Grundkonzeption aufbauend auf einem psychosozialen Grundberuf: Psychologe, Pädagoge, Arzt, Sozialarbeiter.... Sie kann aber auch von "Quereinsteigern" absolviert werden, wenn diese zusätzliche Anforderungen erfüllen. Viele Psychotherapeuten sind also im Grundberuf Klinische Psychologen oder Psychiater, das heißt sie haben beide Ausbildungen absolviert.

 


Psychiater - der "Seelenarzt"

Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin

  • Abgeschlossenes etwa 7-jähriges Studium der Medizin, ebenso wie ein praktischer Arzt. Ein Psychiater verfügt also umfassendes Wissen über den menschlichen Körper, über das Nervensystem, über die Ursachen und die Behandlung körperlicher und neurologischer Erkrankungen.
  • Viele Psychiater haben auch die Zulassung als Allgemeinmediziner/praktischer Arzt. Nach ihrem Studium haben sie also einen zweijährigen Turnus in verschiedenen Krankenhausabteilungen absolviert.
  • Ein Psychiater ("Seelenarzt") hat nach dem Studium eine mindestens 6-jährige Facharztausbildung in Psychiatrie absolviert: diese Facharztausbildung umfasst zahlreiche Vorträge/Seminare sowie praktische Tätigkeit in verschiedenen psychiatrischen Spezialgebieten und zu einem geringeren Anteil auch auf der Neurologie. Ein Psychiater hat also eine mehrjährige Tätigkeit in einem psychiatrischen Krankenhaus hinter sich.
  • Ein Psychiater darf, im Gegensatz zu Psychologen und Psychotherapeuten, psychiatrische Medikamente (Psychopharmaka) verschreiben und ist darin umfassend ausgebildet. Hier gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher, rezeptpflichtiger Medikamente, die zum Beispiel stimmungsaufhellend, beruhigend, angstlösend, antriebssteigernd oder auch schlaffördernd wirken können.
    Empfohlene Psychiater in Graz
  • Aufgrund neuer Ausbildungsregelungen werden Psychiatern seit 2011 im Rahmen Ihrer Ausbildung auch psychotherapeutische Behandlungsmethoden vermittelt. Diese sogenannten Psy-Diplome (Psy I bis III, nach dem Ärztegesetz) sind weniger umfassend als die Psychotherapieausbildung nach dem Psychotherapiegesetz. Die Psy-Diplome vermitteln allerdings auch vielfältige psychotherapeutische Kompetenzen, beinhalten Theorieseminare, Supervision und Selbsterfahrung. Fachärzte für Psychiatrie und "Psychotherapeutische Medizin" dürfen seit Einführung der Psy-Diplome auch "psychotherapeutische Behandlung" nach dem Ärztegesetz anbieten. Auch dafür gibt es Krankenkassenverträge bzw. bei Wahlärzten einen Zuschuss von der Krankenkasse.

Klinischer Psychologe - der "Seelenkundige"

  • Abgeschlossenes mindestens 4-jähriges Studium der Psychologie (der "Seelenkunde"). Im Psychologiestudium geht es um Theorien menschlichen Verhaltens, um die geistige, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern, um Erklärungen menschlichen Erlebens und menschlicher Gefühle, um Lernprozesse, um soziale Phänomene, um Gesundheitsförderung, Arbeits- und Organisationstheorie, um psychologische Diagnostik mit Tests, Fragebögen, Verhaltensanalysen, sowie um die korrekte Durchführung wissenschaftlicher Studien und um Qualitätsstandards für diagnostische Verfahren und wissenschaftliche Studien. Grundwissen in Neurologie und Psychiatrie wird ebenfalls vermittelt, jedoch weit nicht in dem Ausmaß, wie im Medizinstudium.
  • Psychologen arbeiten in vielen unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen, etwa in der neurologischen Forschung oder in der Marktforschung, in Personalauswahl, Personalmanagement und Personalentwicklung, in der Testentwicklung, als Verkehrspsychologen, als Trainer, in der Erwachsenenbildung.
  • Ein Klinischer Psychologe hat zusätzlich zum Psychologiestudium eine etwa 2-jährige Zusatzausbildung absolviert. Diese Ausbildung umfasst Theorie und Praxis in Diagnostik, in der Beratung und Behandlung bei psychischen und familiären Problemen und in der Vorbeugung psychischer Erkrankungen, einschließlich Praxiserfahrung im psychiatrischen Arbeitsfeld.
  • Da viele Symptome im Rahmen unterschiedlicher Erkrankungen auftreten können, kann die genaue Abklärung einer Symptomatik durch eine psychologische Diagnostik vor Beginn einer Psychotherapie nützlich sein. Auch wenn es darum geht, das Ausmaß der Beeinträchtigung einzuschätzen, ist eine psychologische Diagnostik anzuraten.

In allen drei Ausbildungen - Klinische Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie - werden umfassende Kompetenzen zur Behandlung psychischer Erkrankungen und zur Unterstützung bei sozialen Schwierigkeiten vermittelt. Welche Art der Behandlung bei welchem Therapeuten, Arzt oder Psychologen für Sie als Klient hilfreich ist, können letztlich nur Sie als Klient durch Ihre eigene Erfahrung beurteilen. Manche Menschen holen bei der Suche nach einem Therapeuten Empfehlungen von Freunden oder Bekannten ein, andere wiederum wählen ihren Therapeuten lieber selbst durch Suche im Internet aus. Hier gibt es letztlich kein allgemeingültiges Kochrezept.

Mag. Barbara Tröbinger, Psychotherapeutin & Klinische Psychologin in Graz

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Mag. Barbara Tröbinger

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+43 676 94 44 204
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Kassenzuschuss möglich, derzeit
keine freien Kassenplätze


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Mag. Barbara Tröbinger
Krenngasse 17
8010 Graz

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